Bauernmadl putz di

Oberpfalz, Bayerischer Wald

Ausgangsaufstellung:

Vier Paare in Kreuzaufstellung. Die Hauptpaare haben die Front oder den Rücken zur Musik, die Nebenpaare stehen quer dazu. Bursch und Dirndl befinden sich in Gegenüberstellung, die Burschen mit dem Rücken zur Mitte des Gevierts. Er fasst mit seiner rechten die linke Hand seines Dirndls. Die anderen Hände hängen locker herab oder liegen zwanglos am eigenen Rücken. Die Musik ist im 2/4 Takt; die Einleitung ohne Tanzbewegung abwarten.

Takte Schritte und Bewegungen
  1. Figur: „Innenhandfassung“, Nachstellschritt in Tanzrichtung, Kreuztupftritte.
1 Der Bursch hält mit seiner rechten die linke Hand seines Dirndls. Er beginnt mit dem linken Fuß und macht einen Nachstellschritt in Tanzrichtung d.h. er stellt den linken Fuß nach links, belastet ihn und stellt den rechten Fuß bei. Das Dirndl macht die gegengleiche Bewegung.
2 Der Bursch macht einen Kreuztupftritt in Tanzrichtung d.h. er stellt den linken Fuß nach links, belastet ihn und berührt ohne Gewichtsübertragung mit der rechten Fußspitze links neben dem linken Fuß den Boden. Das Dirndl macht es gegengleich.
3 Es folgt ein Kreuztupftritt gegen Tanzrichtungen: Der Bursch stellt den rechten Fuß zurück nach rechts (neben seinen linken Fuß), belastet ihn und berührt mit der linken Fußspitze rechts neben dem rechten Fuß den Boden. Das Dirndl macht es gegengleich.
4 Es folgt ein weiterer Kreuztupftritt in Tanzrichtung wie in Takt 2 beschrieben.
  2. Figur: „Außenhandfassung“, Nachstellschritt gegen Tanzrichtung, Kreuztupftritte.
5-8 Es folgt ein Handwechsel. Die bisherige Handfassung wird gelöst. Der Bursch faßt mit seiner linken die rechten Hand seines Dirndls. Die freien Hände hängen locker herab oder liegen zwanglos am eigenen Rücken. Die Gegenüberstellung bleibt erhalten. Es folgen nun ein Nachstellschritt gegen Tanzrichtung und drei Kreuztupftritte analog zu den in den Takten 2-4 beschriebenen.
  Alternative Ausführungsform zu den ersten beiden Figuren:
  Nach Aussage von Alfred Merl im November 2011 werden in der Oberpfalz der Nachstellschritt und die Kreuztupfschritte nach Kreisinnen und Kreisaußen gemacht. Auf den Handwechsel wird ganz verzichtet, wahrscheinlich um den Tanz zu vereinfachen.
  Wiederholung der Figuren 1 und 2.
1-8 Nach erneutem Handwechsel, also wieder mit „Innenhandfassung“, folgen ein Nachstellschritt in Tanzrichtung und Kreuztupftritte, sowie in „Außenhandfassung“ ein Nachstellschritt gegen Tanzrichtung und Kreuztupftritte wie in den Figuren 1 und 2 beschrieben.
Am Ende von Takt 8 der Wiederholung wenden sich die Paare zueinander und nehmen normale, etwas geöffnete Tanzhaltung ein. Die ausgestreckten Arme, sein linker und ihr rechter, weisen zur Mitte der Vierpaaraufstellung.
  3. Figur: Paarweise Platzwechsel, Burschen Rücken an Rücken aneinander vorbei.
1 Die Nebenpaare verharren ohne Tanzbewegung zwei Takte lang an ihrem Platz. Die Hauptpaare wechseln mit Seitgaloppschritten die Plätze, wobei die Burschen Rücken an Rücken aneinander vorbei tanzen:
Erster Takt, erstes Achtel: Der Bursch macht mit dem linken Fuß, das Dirndl gleichzeitig mit dem rechtenFuß einen Schritt seitwärts in Tanzrichtung mit Gewichtsübertragung.
Zweites Achtel: Er macht einen kleinen Hupfer, bei dem er den linken Fuß in Tanzrichtung bewegt und gleichzeitig den rechten Fuß an die Stelle setzt, wo der linke gewesen ist. Das Dirndl macht die gegengleiche Bewegung.
Im zweiten Viertel machen beide einen weiteren Seitgaloppschritt in Richtung Gegenplatz. Am Ende hat er das Gewicht auf dem rechten, sie auf dem linken Fuß.
2 Im ersten und zweiten Achtel des zweiten Taktes folgt ein dritter Galoppschritt, mit dem die Paare am Gegenplatz ankommen und dann gemeinsam mit zwei Gehschritten eine Drehung gegen den Uhrzeigersinn um die Paarachse ausführen. Danach sind Blick und Hände wieder zum Gegenüber-Paar gerichtet.
3,4 Die Hauptpaare verharren ohne Tanzbewegung am neuen Platz. Die Nebenpaare wechseln mit drei Seitgaloppschritten die Plätze, wobei die Burschen Rücken an Rücken aneinander vorbei tanzen, und machen mit zwei Gehschritten am Gegenplatz eine Drehung gegen den Uhrzeigersinn um die gemeinsame Achse, genau so, wie es die Hauptpaare in den ersten zwei Takten dieser Figur gemacht haben.
5-8 Die Nebenpaare verharren regungslos während die Hauptpaare mit Seitgaloppschritten – die Burschen Rücken an Rücken – auf ihren ursprüglichen Platz zurückehren und dort eine halbe Drehung gegen den Uhrzeigersinn machen. Anschließend kehren die Nebenpaare auf die gleiche Weise an ihren alten Platz zurück.
Am Ende von Takt 8 drehen sich die einzelnen Paare wieder zur Gegenüberstellung auseinander, er im , sie gegen den Uhrzeigersinn und nehmen Innenhandfassung ein. In dieser Ausgangsstellung beginnt der Tanz von vorne.
  Alternative Ausführungsform zur dritten Figur:
  Nach Aussage von Alfred Merl im November 2011 wird in der Oberpfalz nach den ersten paarweisen Platzwechseln eine halbe Runde Rundpolka in Tanzrichtung auf der Kreisbahn getanzt, den die vier Paare bilden, wodurch die Paare wieder zurück auf den Ausgangsplatz gelangen. Ein zweiter paarweiser Platzwechsel entfällt dadurch.

 

Zu den Figuren 1 und 2 dieses Tanzes kann Folgendes gesungen werden:

  Bauermadl putz di, putz di, putz di, Bauernmadl putz di, putz di schön.
Wolln ma miteinander, nander, nander, wolln ma miteinander tanzn gehn.

oder auch:
Bauernmadl wasch di, kämm di, putz di, Bauernmadl wasch di, kämm di schön.
Derfst mit mir auf Kirwa, Kirwa, Kirwa, derfst mit mir auf Kirwa, Kirwa gehn.

Es gibt zu diesem Tanz verschiedene Ausführungsformen, die W.A.Mayer in seinen Notizen vermerkt hat:

1.Form Der Platzwechsel in der dritten Figur wird jedesmal mit vier Seitgaloppschritten gemacht. Beim Hinüberwechseln zum Gegenplatz tanzen die Burschen Rücken an Rücken aneinander vorbei, machen aber keine halbe Drehung sondern kehren gleich mit Seitgaloppschritten zum eigenen Platz zurueck, wobei dann die Dirndl Rücken an Rücken aneinander vorbei tanzen. Erst wechseln die Hauptpaare zweimal die Plätze, dann die Nebenpaare. Bei den Seitgaloppschritten in der Gegenrichtung, wenn also die Paare auf ihren ursprüglichen Platz zurückkehren, wird auch die gegengleiche Handhaltung eingenommen: Der Bursch streckt die rechte Hand mit der gefaßten linken vom Dirndl Richtung Mitte der Vierpaaraufstellung aus.
2.Form Der Platzwechsel in der dritten Figur entfällt ganz. Statt dessen tanzen die Paare Dreher am Platz. Bei dieser Variante ist eine Aufstellung im Stirndoppelkreis (Burschen und Dirndl stehen sich gegenüber, alle Burschen schauen kreisauswärts) günstiger als die im Vierpaar-Kreuz.

© Walter Bucksch, Volkstanzkreis Freising, März 2015

Walter Bucksch bemerkt dazu:

Den Vierpaartanz „Bauernmadl putz di“ hat Wolfgang A. Mayer vom Münchner Institut für Volkskunde 1969 in Neumarkt in der Oberpfalz (ca. 35 km südöstlich von Nürnberg) aufgezeichnet. Seither zeigt er ihn gelegentlich auf Lehrgängen in Bayern und Österreich. Am 28. Oktober 2008 stand der Tanz auf unserem Programm als W. A. Mayer als Gastreferent bei einem Übungsabend des „Volkstanzkreis Freising“ war. Auf öffentlichen Tanzfesten in der Münchner Gegend habe ich „Bauernmadl putz di“ noch nicht gesehen. Die nebenstehende Beschreibung basiert auf den Erklärungen und Notizen von W. A. Mayer und Beobachtungen, die ich an diesem Übungsabend und während einer Tanzwoche am Turner See, in Kärnten, gemacht habe.

 

Eine weitere, etwas ältere Beschreibung findet man im Heft „Spinnradl – altbayerische Volkstänze“ von Erna Schützenberger, herausgegeben vom Bischöflichen Jugendseelsorgeamt Passau, Frühjahr 1949. 

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