Halber Mond

Wesertal, Norddeutschland

Ausgangsaufstellung:

Drei Burschen stehen in einer Reihe nebeneinander und fassen sich an den Händen, die etwa hüfthoch gehalten werden. Ihnen gegenüber stehen die zugehörigen Dirndl ebenfalls durchgefasst und die Hände hüfthoch gehalten. Mehrere solcher Gruppen stehen nebeneinander in einer Reihe. Die Gasse zwischen ihnen sollte etwa 2 bis 3 Schritte breit sein. Auf dem Tanzboden werden meistens mehrere solcher Reihenpaare nebeneinander gebildet. Ausgerichtet sind diese normalerweise so, dass die Schultern der Tanzenden zur Musik weisen. Die Burschen weisen mit den linken, die Dirndl mit den rechten Schultern zur Musik. Der Bursch, der in einer Dreiergruppe am nächsten zur Musik steht, hat die Nummer 1. Sein Dirndl gegenüber ebenfalls die Nummer 1. Das Paar 1 steht also „oben“, wie der Fachausdruck heißt. Der nächste Bursch in der Reihe ist Bursch 2. Ihm gegenüber steht Dirndl 2. Das Paar, das in der Dreiergruppe „unten“ steht, ist Paar 3. Zwischen den einzelnen Dreiergruppen sollte ein wenig Platz sein, damit sich die Tanzenden beim Kreisen nicht gegenseitig behindern.
Es ist auch möglich die Dreiergruppen auf einem Kreis anzuordnen. Ob sich dabei die Burschen im Außen- oder Innenkreis befinden, ist nicht von Bedeutung.
Die Musik ist im 2/4 Takt.

Takte Schritte und Bewegungen
  Einleitung
1-4 Die musikalischen Einleitung ohne Tanzbewegung abwarten. Man begrüßt sich derweil mit Kopfnicken.
  1. Figur: Großer Kreis der einzelnen Dreiergruppen ↷ und ↶.
1-8 Die Burschen 1 und 3 fassen ihre Dirndl an den freien Händen. Dadurch entsteht ein durchgefasster Kreis mit drei Paaren, bei dem jeweils drei Burschen und drei Dirndl nebeneinander stehen. Mit dem linken Fuß beginnend dreht er sich der Kreis mit 16 Gehschritten einmal im Uhrzeigersinn  auf dem Platz, den die drei Paare für die ursprüngliche Aufstellung benötigt haben. Wenn die Musik recht schnell ist, sollte man einen Schritt pro Takt machen, ist die Musik langsamer, wie hier angenommen, dann kommt man mit zwei Schritte pro Takt besser zurecht.
9-16 Der durchgefasste große Kreis dreht sich gegen den Uhrzeigersinn  zurück zur Ausgangsstellung. Man muss darauf achten, dass am Ende von Takt 16 die Paare „oben“ und „unten“ ihre Partner wieder losgelassen und die ursprüngliche Reihenaufstellung wieder eingenommen haben. Die drei Burschen stehen nebeneinander und haben sich angefasst. Die Dirndl gegenüber stehen in einer Reihe und haben sich angefasst. Die freien Hände liegen am eigenen Rücken an.
  2. Figur: Zweimal gemeinsame Begrüßungen und zweimal „Halber Mond“.
1-2 Erste gemeinsame Begrüßung: Mit dem linken Fuß beginnend gehen die Reihen mit zwei Schritten, also je einem Schritt pro Takt, aufeinander zu. Am Ende von Takt 2 haben alle den rechten Fuß belastet und vorne, den linken unbelastet etwas weiter hinten.
3,4 Wieder mit dem linken Fuß beginnend, machen alle einen Schritt rückwärts zurück, wobei sie in Takt 3 in beiden Knien etwas einknicken, sich verbeugen und auf diese Weise den Gruß ausrichten. In Takt 4 stellen alle den rechten Fuß neben den linken und haben wieder den Ausgangspunkt in der Reihenaufstellung erreicht.
5-8 „Halber Mond“: Bursch 1 hat die Burschen 2 und 3 im Schlepptau und geht mit ihnen auf einem Halbkreis im Uhrzeigersinn  auf die Dirndlseite, bis er da angekommen ist, wo Dirndl 3 gestanden hat. Gleichzeitig geht Dirndl 1 – die anderen beiden Dirndl nach sich ziehend – auf einem Halbkreis gegen den Uhrzeigersinn  auf die Burschenseite bis sie an dem Platz angekommen ist, an dem Bursch 3 gestanden hat. Um sich nicht gegenseitig zu behindern, nehmen die Burschen die Außen- und die Dirndl die Innenbahn. Beide Dreiergruppen machen dabei je acht Gehschritte. Am Ende von Takt 8 stehen sich Dirndl und Burschen wieder in Reihen gegenüber, sie haben nur die Plätze getauscht. Bursch 3 steht auf dem Platz von Dirndl 1, Bursch 2 auf dem Platz von Dirndl 2 und Bursch 1 auf dem Platz von Dirndl 3. Die neue Aufstellung der Dirndl ist entsprechend.
Dieser Teil der Figur 2 heißt „Halber Mond“.
9-12 Gemeinsame Begrüßung: Die zweite gemeinsame Begrüßung wird genau so ausgeführt wie die erste, nur stehen jetzt alle auf der anderen Seite. Der linke Fuß beginnt, der rechte folgt. Beim Zurückgehen knickt man zum Gruß wieder mit den Knien ein wenig ein. In Takt 12 stellen alle den rechten Fuß neben den linken und haben wieder den Ausgangspunkt in der Reihenaufstellung erreicht.
13-16 „Halber Mond“: Bursch 1 führt seine beiden Partner im Uhrzeigersinn  zurück auf die angestammte Burschenseite. Das Dirndl 1 tut das gleiche indem sie Dirndl 2 und 3 gegen den Uhrzeigersinn  zurück auf die andere Seite führt, genau so wie in den Takten 5-8 der zweiten Figur beschrieben. Am Ende von Takt 16 steht jeder wieder da, wo er zu Beginn von Figur 2 gewesen ist.
  3. Figur: Kreisen, mit den Armen eingehängt (Rad), angeführt vom jeweiligen Kopfpaar.
1-4 Bursch und Dirndl von Paar 1 gehen aufeinander zu, hängen sich rechtsarmig ein und kreisen etwas mehr als einmal im Uhrzeigersinn  um die Paarachse. Dazu haben sie vier Takte Zeit, können also 8 Schritte machen. Eine ganze Drehung, rechts- oder linksarmig eingehängt wird bei diesem Tanz ein „Rad“ genannt.
5-8 Bursch 1 löst sich von seinem Dirndl 1, geht zum Dirndl 3 ganz „unten“, hängt sich mit ihr linksarmig ein und kreist mit ihr etwas mehr als ein halbes mal gegen den Uhrzeigersinn  um die Paarachse. Gleichzeitig geht Dirndl 1 auf den Burschen 2 zu, hängt sich mit ihm linksarmig ein und kreist mit ihm etwas mehr als einmal gegen den Uhrzeigersinn  um die Paarachse. Die beiden neuen Paare tanzen also jeder etwa ein „Rad“ links (er etwas weniger, sie etwas mehr als ein ganzes Rad) und brauchen dafür etwa 8 Schritte, weil Bursch 1 einige Entfernung zurückzulegen hat.
9,10 Bursch und Dirndl von Paar 1 gehen wieder aufeinander zu, nachdem sie sich von den vorherigen Partnern getrennt haben, hängen sich rechtsarmig ein und kreisen in der Mitte der ursprünglichen Aufstellung , also zwischen Bursch 2 und Dirndl 2, nicht ganz einmal im Uhrzeigersinn  um die Paarachse. Für dieses „Rad“ brauchen sie nur 4 Schritte, da sie vom vorhergehenden Rad schon nahe beieinander sind.
11,12 Bursch 1 löst sich von seinem Dirndl, geht zum Dirndl 2, hängt sich mit ihr linksarmig ein und kreist mit ihr einmal gegen den Uhrzeigersinn  um die Paarachse. Gleichzeitig geht Dirndl 1 auf den Burschen 3 ganz „unten“ zu, hängt sich mit ihm linksarmig ein und kreist mit ihm einmal gegen den Uhrzeigersinn  um die Paarachse. Die beiden neuen Paare tanzen also jeder nicht ganz ein „Rad“ links und haben dafür 4 Schritte.
13-16 Bursch und Dirndl von Paar 1 gehen noch einmal aufeinander zu, nachdem sie sich von den vorherigen Partnern getrennt haben, hängen sich rechtsarmig ein und kreisen einmal im Uhrzeigersinn  um die Paarachse. Dieses Rad sollte so enden, dass er mit dem Rücken zur Burschenreihe und sie mit dem Rücken zur Dirndlreihe steht. Nach dem Rad treten beide mit einem Schritt rückwärts an das jeweilige „untere“ Ende ihrer Reihe.
Nun bildet das ehemalige Paar 2 das Kopfpaar ganz „oben“, die übrigen rücken einen Platz nach „oben“. Alle bleiben dabei in ihrer eigenen Dreiergruppe.

Damit ist ein Durchgang vom Tanz „Halber Mond“ beendet. Er kann, beginnend mit Figur 1, beliebig oft wiederholt werden.

© Walter Bucksch, Volkstanzkreis Freising, April 2011

Walter Bucksch bemerkt dazu:

Der Tanz „Halber Mond“, ein Dreipaartanz, ist in einigen Varianten in Norddeutschland und auch im bairischen und alpenländischen Raum verbreitet. Der fast namensgleiche Tanz „Halbmond“ aus der Lüneburger Heide, beschrieben von Anna Helms und Julius Blasche in „Bunte Tänze“, 1. Band, erschienen im Verlag Friedrich Hofmeister, Frankfurt, 1912, hat eine gewisse Verwandtschaft mit dem Tanz „Halber Mond“. Der „Halbmond“ ist jedoch ein Vierpaartanz, dessen charakteristischer Teil ein Torgang ist, bei dem alle Paare ein Kette bilden und durch das Armtor des vierten Paares ziehen. Dieser Tanz ist hier nicht gemeint.
Zurück zum Tanz „Halber Mond“: Dem Tanzheft zur 27. Internationalen Jugendfestwoche 2007 [2] in Wewelsburg entnehme ich, dass eine Beschreibung des Tanzes „Halber Mond“ bereits in der handschriftlichen Sammlung von J.W. Heine aus den Jahren 1797/98 zu finden ist. Dieser Herr war Tanzmeister in Badbergen im Artland. Badbergen liegt etwa 5 km südlich von Quakenbrück an der Hase. Anette von Droste-Hülshoff erwähnt 1842 in ihrer Abhandlung „Bilder aus Westfalen“, dass der Tanz „Halber Mond“ auf einer münsterländischen Hochzeit getanzt wurde. Im Jahre 1937 veröffentlichte Otto Ilmbrecht in „Bückeburger Heimattänze“ und 1951 mit zwei weiteren Autoren in „Die Tanzkette“ [1] eine Tanzbeschreibung. Des weiteren gibt es eine Beschreibung im Buch mit dem Titel „Wo die roten Röcke fliegen“ [7] von Hermann Salzwedel und Heinrich Weiland aus dem Esche-Verlag des Hauses Neschen Bückeburg, 2. Auflage, 1981, dann eine Beschreibung aus dem Verlag Kögler, die mit der aus der Tanzkette [1] identisch ist, eine von Ingeborg Heinrichsen von 2004 [3] sowie eine Beschreibung bei Dancilla Wiki [4] und ein Video aus Gramado in Südbrasilien [5] und eines bei Dancilla Wiki [6], die sich nur in Nuancen voneinander unterscheiden wie z.B. in der Armhaltung der Burschen beim Halben Mond und der Anzahl der tanzenden Gruppen. Bei dieser Fülle von Veröffentlichungen – und ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit der Aufzählung – bleibt es nicht aus, dass es fast ebenso viele Varianten des Tanzes gibt. Die Versionen in den Videos wurden wohl hauptsächlich zu Vorführzwecken entwickelt, sind deswegen bewegter, schneller und haben gestampfte Laufschritten, andere, speziell die ursprünglichen Beschreibungen gehen die Sache etwas ruhiger an. Während man die Versionen [1] bis [6] noch als recht ähnlich bezeichnen kann, unterscheidet sich die Version [7] von den erstgenannten deutlich. Die nachfolgende Tanzbeschreibung orientiert sich primär an der Beschreibung aus dem Buch „Die Tanzkette“ [1], übernimmt aber die Modifikation der Quellen [2] bis [4], weil dann jede Gruppe für sich autark ist und Schwierigkeiten beim Wechsel der Paare zwischen den einzelnen Gruppen vermieden werden.

Weitere Informationen, Musikhinweise, Noten und Videos findet ihr hier:

Dancilla / Wiki

Zusammenfassung wichtiger Unterschiede der Versionen zum Tanz „Halber Mond“
Daten
Quelle
Tanzfiguren
Aufstellung
nach dem Rad
Besonderheiten,
Kommentare
Großer Kreis
Begrüßung
Halber Mond
Rad
[1] Tanzkette
und Kögler
↷, ↶
je 8 Takte
1 Schritt/Takt
2 Schritte vor
2 zurück.
Zurückgehen
mit
Verbeugung
Burschen ½ mal
Dirndl ½ mal
je 8 Schritte
P1 ½ mal , ½ mal ,
P1 ½ mal , ½ mal ,
P1 einmal
2. und 4. Rad mit Fremden
P1 zwischen
P2 und P3
Es setzen manchmal
Paare „oben“ und
„unten“ aus.
P1 führt immer.
[2] Jugend
Festwoche
Wefelsburg 2007
↷, ↶
je 8 Takte
Gehschritte
oder Seitgalopp
4 Schritte vor
4 zurück
2 Schritte
pro Takt
Burschen ½ mal
Dirndl ½ mal
8 Seitgaloppschritte
in 4 Takten
P1 1 mal , 1 mal ,
P1 1 mal , 1 mal ,
P1 einmal
2. und 4. Rad mit Fremden
P1 stellt sich
ans Ende der
Gasse
Es tanzen immer alle,
keiner setzt aus.
P2 rückt nach
„oben“ vor.
[3] Ingeborg
Heinrichsen
2004
↷, ↶
je 8 Takte
16 Gehschritte
zwei pro Takt
4 Schritte vor
4 zurück
2 Schritte
pro Takt
Burschen ½ mal
Dirndl ½ mal
je 8 Schritte
P1 ½ mal , ½ mal ,
P1 ½ mal , ½ mal ,
2. und 4. Rad mit Fremden
P1 geht nach „unten“
P1 stellt sich
ans Ende der
Gasse
Es tanzen immer alle,
keiner setzt aus.
P2 rückt nach
„oben“ vor.
[4] Dancilla
Wiki 2004
↷, ↶
je 8 Takte
keine
Schrittangabe
Schritte vor
und zurück
keine
Schrittangabe
Burschen ½ mal
Dirndl ½ mal
P1 1 Rad , 1 Rad ,
P1 1 Rad , 1 Rad ,
P1 ein Rad
2. und 4. Rad mit Fremden
P1 stellt sich
ans Ende der
Gasse
Es tanzen immer alle,
keiner setzt aus.
P2 rückt nach
„oben“ vor.
[5] Dancilla
Wiki 2004
Video
↷, ↶
je 8 Takte
16 Laufschritte
mit Stampfern.
2 Schritte vor
2 zurück.
Mit
Verbeugung
zurückgehen.
Burschen ½ mal
Dirndl ½ mal
8 Laufschritte.
Burschen mit
Oberarmfassung
P1 ½ Rad , 1 Rad ,
P1 1 Rad , 1 Rad ,
P1 1½ Rad
2. und 4. Rad mit Fremden
P1 zwischen
P2 und P3
P3 geht zur
nächsten Gruppe
Es tanzen immer alle.
P1 führt immer.
4 Gruppen
auf Kreisbahn
angeordnet.
[6] Gramado
Video
↷, ↶
je 8 Takte
16 Laufschritte
gesprungen.
2 Schritte vor
2 zurück.
Mit
Verbeugung
zurückgehen.
Burschen ½ mal
Dirndl ½ mal
8 Laufschritte
P1 ½ Rad , 1 Rad ,
P1 1 Rad , 1 Rad ,
P1 ½ Rad
2. und 4. Rad mit Fremden
P1 zwischen
P2 und P3
P3 läuft zur
nächsten Gruppe
Es tanzen immer alle.
P1 führt immer.
2 Gruppen
nebeneinander
angeordnet.
[7] Wo die
roten Röcke
fliegen
Großer Kreis
Laufschritte.
8 Takte ohne
Richtungsangabe
vorwärts,
Verbeugung
und zurück
Burschen ½ mal
Dirndl ½ mal
Laufschritt
P1 1 Rad , 1 Rad ,
P1 1 Rad , 1 Rad ,
P1 zweimal ein Rad
2. und 4. Rad mit
Fremden
P1 stellt sich ans
Ende der Gasse.
P2 wie P1 Rad
tanzen. Dann
P3 wie P1 Rad
tanzen. Danach großer Kreis
Große Kreise
jeweils 8 Takte
Nur eine Richtung.
Kein Hinweis zur
Drehrichtung
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