Jessica Polka

USA, Österreich, Bayern

Ausgangsaufstellung:

Normale Rheinländerfassung, das Dirndl steht schräg rechts vor dem Burschen auf der Kreisbahn. Beide schauen in Tanzrichtung. Die rechten Hände sind gefasst und ruhen leicht auf der rechten Schulter des Dirndls. Die linken Arme mit den gefassten Händen sind zur Kreismitte gestreckt. Diese Haltung heißt Rheinländerfassung (Kiekbuschfassung). Keine Tanzbewegung während des Vorspiels, sofern es eines gibt. Beliebige, normale Polka.

Takt Schritte und Bewegungen
  1. Figur: Schnelles tupfen, abwechselnd mit linken, rechten und linken Bein.
1 Beide, Bursch und Dirndl, stellen den linken Fuß in Tanzrichtung vor und berühren mit der Ferse den Boden, ohne das Gewicht zu übertragen. Die Fußspitze zeigt dabei etwas nach oben. Gleich danach wird der linke Fuß wieder zurück, mit ganzer Sohle neben den Rechten gestellt.
2 Beide stellen den rechten Fuß gegen Tanzrichtung (also zurück) und berühren mit der rechten Fußspitze den Boden. Damit das gut gelingt, werden sich die Paare etwas nach vorne beugen. Im zweiten Teil des zweiten Taktes stellen die Paare den rechten Fuß wieder mit ganzer Sohle bei.
3 Beide stellen den rechten Fuß in Tanzrichtung vor und berühren mit der Ferse den Boden, ohne das Gewicht zu übertragen. Die Fußspitze zeigt dabei etwas nach oben. Gleich danach wird der rechte Fuß wieder zurück, mit ganzer Sohle neben den Linken gestellt.
4 Beide stellen den linken Fuß in Tanzrichtung vor und berührt mit der Ferse den Boden, ohne das Gewicht zu übertragen. Das Spielbein kreuzt vor dem Standbein den rechten Fuß und berührt, ohne Gewichtsübertragung, mit der linken Fußspitze den Boden.
5 Gleich danach stellen beide, Bursch und Dirndl, den linken Fuß wieder vor, dorthin, wo er in der ersten Hälfte des ersten Taktes auch schon gestanden hat und berühren mit der Ferse den Boden, ohne das Gewicht zu übertragen. Die Fußspitze zeigt dabei etwas nach oben. Gleich danach wird der linke Fuß wieder zurück, mit ganzer Sohle neben den Rechten gestellt.
Das Vorstellen des linken Fußes in der ersten Hälfte des 5. Taktes geschieht mit einer Bewegung nach schräg links vorwärts, weil der Fuß ja nicht aus der „Ruhestellung“ sondern aus der gekreuzten Stellung nach vorne geführt wird.
6 Beide stellen den rechten Fuß gegen Tanzrichtung (also zurück) und berühren mit der rechten Fußspitze den Boden. Die Paare beugen sich wieder etwas nach vorne. Im zweiten Teil des sechsten Taktes stellen die Paare den rechten Fuß wieder mit ganzer Sohle bei.
7 Beide stellen den rechten Fuß in Tanzrichtung vor und berühren mit der Ferse den Boden, ohne das Gewicht zu übertragen. Die Fußspitze zeigt dabei etwa nach oben. Gleich danach wird der rechte Fuß wieder zurückgezogen und mit ganzer Sohle neben den Linken gestellt.
8 Beide stellen den linken Fuß in Tanzrichtung vor und berühren mit der Ferse den Boden, ohne das Gewicht zu übertragen. Das Spielbein kreuzt vor dem Standbein den rechten Fuß und berührt, ohne Übertragung, mit der linken Fußspitze den Boden.
Die Tanzschritte der Takte 5-8 sind die gleichen wie die von 1-4, wenn die Bewegungen sauber ausgeführt werden und wenn man davon absieht, dass der linke Fuß in Takt 5 in der Vorwärtsbewegung nicht gerade sondern etwas schräg vorwärts geführt wird.
    Kurzbeschreibung der Tupfschritte:
Links vor, links zurück (beistellen)
Rechts zurück, rechts vor (beistellen)
Rechts vor, rechts zurück (beistellen)
Links vor, links über rechts kreuzen.
Links vor (geradeaus), links zurück (beistellen)
Rechts zurück, rechts vor (beistellen)
Rechts vor, rechts zurück (beistellen)
Links vor, links über rechts kreuzen.
Ende der Kurzbeschreibung.
 
  2. Figur: Zwei Wechselschritte, vier Gehschritte vorwärts, zweimal.
9,10 Nach wie vor in Rheinländerfassung und aus der Fußstellung vom Ende des achten Taktes heraus, machen die Paare, mit dem linken Fuß beginnend, zwei Wechselschritte vorwärts in Tanzrichtung.
11,12 Die Tanzenden heben die gefassten, rechten Hände über Kopfhöhe. Während der Bursch mit vier Gehschritten weitergeht und das Dirndl mit der rechten Hand führt, dreht sie sich zweimal unter den gefassten Händen im Uhrzeigersinn.
13-16 Die Wechselschritte vorwärts, die vier Burschenschritte und das Dirndldrehen werden noch eimal wiederholt wie in den Takten 9 bis 12 beschrieben.
 

Damit ist ein Durchgang der Jessica Polka beendet.
Am Ende des Tanzes bedankt sich der Bursch mit einer Verbeugung bei seinem Dirndl.

© Walter Bucksch, Volkstanzkreis Freising, März 2017

Walter Bucksch / Maria Karwinsky bemerken dazu:

Die „Polka“ war in Mitteleuropa einer der beliebtesten Tänze im 19. Jahrhundert. Ingeborg Heinrichsen beschreibt in „Historische Volkstänze in und um München“, erschienen im Musikverlag Preissler, München, Verlags-Nr. 6149, ISBN 3-920761-11-1, dass die Polka so um 1830 in Böhmen entstanden ist. Die gleiche Schrittfolge kam etwa zur gleichen Zeit auch bei Kontratänzen (Longways) in Schottland und England vor, bei denen gelegentlich mit Wechselschritten und Drehungen durch die Gasse getanzt wurde. Diese Tanzweise verselbstständigte sich dann wohl und bekam den Namen „Schottisch“. In der heutigen Volkstanzpraxis ist Polka und Schottisch der gleiche Tanz d.h. die Fußbewegung ist bei beiden gleich, allerdings ist die Polka etwas schneller.
Im Laufe der Zeit haben sich aus der Grundform verschiedene, abgewandelte Tänze entwickelt wie die hier beschriebene Jessica Polka, die außer den gewöhnlichen Polkaschritten auch noch recht schnelle Beinbewegungen enthält. Eine Tanzbeschreibung unter dem Namen „Jessi-Polka“ gibt es von Lutz Pietscher aus dem Jahr 2011 im Internet. In diesen Jahren hat sich die Jessica Polka auch in Österreich stark verbreitet (siehe Videos zum Aufsteirern in Graz 2014) und durch Seminare kam sie auch bald danach nach Bayern. Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Western-Polka, die in Tirol getanzt wird. Im Volkstanzkreis-Freising hat uns bereits vor einigen Jahren ein Paar in einer Tanzpause beim Übungsabend die Jessica Polka gezeigt, die sie bei einer anderen Tanzgruppe gelernt hatten. Im 4. Volkstanzseminar am 15. Januar 2017 in Freising stand diese Polka auf dem Programm und fand großen Anklang. Es gibt eine Ausführungsvariante bei diesem Tanz, bei der die Ausführenden bei allen Tanzschritten auf dem Standbein aufhüpfen statt stehen zu bleiben. Das bewirkt, dass die Jessica Polka schwungvoller aussieht. Diese Art ist aber nur bei jüngeren „Semestern“ angebracht.
Der Tanz ist im Zweivierteltakt.

Weitere Informationen, Musikhinweise, Noten und Videos findet ihr hier:

Dancilla / Wiki

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