Landlerisch aus Deutsch-Mokra

Sprachinsel im heutigen Weißrussland

Ausgangsaufstellung:

Bursch und Dirndl stehen nebeneinander auf der Kreisbahn, Blick in Tanzrichtung, vordere Kreuzhandfassung, der rechte Burschenarm liegt über dem linken. Beide fangen mit dem rechten Fuß an. Keine Tanzbewegung während der Einleitung.

Takte Schritte und Bewegungen
  1. Figur: Vordere Kreuzhandfassung, gehen im „verkümmerten“ Dreierschritt.
1 Erste Zählzeit: Beide machen mit dem Außenfuß einen Schritt in Tanzrichtung.
Zweite Zählzeit: Den Innenfuß nachholen, kurz neben dem Außenfuß abstellen
Dritte Zählzeit: und vor dem Außenfuß wieder mit Gewichtsübertragung aufsetzen.
2 Fußbewegung wie im ersten Takt, jedoch gegengleich.
3-8 Wie Takte 1 und 2.
  2. Figur: Abwechselnd radeln, erst Dirndl ↷ dann Bursch ↶ (Spinnradldrahn).
1 Ohne die Handfassung zu lösen, wenden sich die Tanzenden zueinander, er steht mit dem Rücken zur Kreismitte, hebt die gefassten Hände hoch und seinem Dirndl über den Kopf. Sie dreht sich unter diesen einmal im Uhrzeigersinn .
2 Er dreht sich unter den über seinen Kopf gehaltenen Händen einmal gegen den Uhrzeigersinn .
3-8 Dieses „doppelte Radeln“ wird noch dreimal wiederholt, also insgesamt viermal ausgeführt.
Nachdem sich der Bursch im achten Takt das letzte mal gedreht hat, führt er seinen rechten Arm über ihren Kopf und sie tritt mit einer kleinen Drehung im Uhrzeigersinn  vor ihn, sodass sie in Tanzrichtung schaut. Er dreht sich etwas gegen den Uhrzeigersinn  und stellt sich hinter sie, mit Blick in Tanzrichtung, wobei er die gefassten rechten Hände auf ihre rechte und die gefassten linken auf ihre linke Schulter legt.
  3. Figur: In Tanzrichtung gehen und wechselseitig rechts und links anschauen.
1 Ohne den Bewegungsfluss des Dirndls zu unterbrechen, dreht sie sich in der gleichen Richtung (im Uhrzeigersinn ) etwas weiter, sodass sich beide über die rechte Dirndlschulter anschauen können.
2 Sie dreht sich etwa ein halbes mal gegen den Uhrzeigersinn . Beide schauen sich über die linke Dirndlschulter an.
3-8 Das Anschauen über die rechte und linke Schulter wird noch dreimal wiederholt, also insgesamt viermal ausgeführt. Dabei werden die Arme leicht mitgeführt und Bursch und Dirndl kommen mit normalen Dreierschritten in Tanzrichtung vorwärts. Am Ende des achten Taktes löst er die Fassung der linken Hand und hebt die gefassten rechten Hände über Kopfhöhe.
  4. Figur: Dirndl dreht sich ↷, er führt mit der rechten Hand.
1-8 Das Dirndl dreht sich unter den gehobenen rechten Händen im Uhrzeigersinn  schräg rechts vor dem Burschen, ein halbes mal pro Takt. Beide kommen in Tanzrichtung vorwärts, er geht im normalen Dreierschritt nach.
  5. Figur: Vier Takte Walzer, Dirndl umrundet den Burschen ↷.
1-4 Bursch und Dirndl nehmen alte Wiener Fassung ein: Er legt seine Rechte mit ihrer gefassten Linken dem Dirndl hüfthoch in den Rücken, seine Linke mit ihrer Rechten ruhen auf seiner linken Schulter. In dieser Haltung tanzen beide 4 Takte langsamen, ausgetretenen Rechtswalzer.
5-8 Er löst die Fassung seiner rechten Hand, das Dirndl dreht sich unter den über ihren Kopf gehaltenen, gefassten Händen – seine linke, ihre rechte – nicht ganz einmal im Uhrzeigersinn  aus und geht dann, ohne sich zu drehen, einmal im Uhrzeigersinn  um den Burschen herum. Er führt sein Dirndl mit der linken Hand. Am Ende von Takt 8 nehmen die Paare wieder die alte Wiener Fassung ein. Während das Dirndl ihn umrundet tritt der Bursch die Takte unmerklich am Platz.
  6. Figur: Walzer in alter Wiener Fassung.
1-8 Acht Takte Walzer in alter Wiener Fassung.
  6. Figur: Kadenz; Walzer in alter Wiener Fassung.
1-4 Je nach Musik, weitere 4 oder 5 Takte Walzer in alter Wiener Fassung zum Ausklang. Danach ist eine Wiederholung des Landlers ab Figur 1 möglich.

Damit ist ein Durchgang beendet. Zu einem „vollständigen“ Landler gehören drei Durchgänge.

Anmerkung:

Es gibt unterschiedliche Beschreibungen zur ersten Figur. Man kann entweder wie gewohnt mit den Außenfüßen beginnen, oder Bursch und Dirndl beginnen beide mit dem rechten Fuß. Beide Versionen sind gültig.

© Walter Bucksch, Volkstanzkreis Freising, April 2009

Walter Bucksch bemerkt dazu:

Holzknechte aus dem Salzkammergut, aus der Gegend von Bad Ischl und Bad Goisern, wurden 1775 mit ihren Familien in die Karpaten, die heute zur Ukraine und Weißrussland gehören, umgesiedelt, um die Waldwirtschaft effizienter zu machen. Dort gründeten sie den Ort Deutsch Mokra. Diese Leute nahmen ihre Tänze, ihre Lieder und ihr Brauchtum mit und pflegten und erhielten sie in der neuen Heimat, wie sie sie aus dem Salzkammergut kannten. Von dort kam der „Landlerische aus Deutsch Mokra“ Anfang des 20. Jahrhunderts besonders durch die Tanzforschung in die alpenländische Ursprungsgegend zurück und wird heute wieder im Salzkammergut aber auch in Wien, Innsbruck und München getanzt. Eine Beschreibung dieses Figurenlandlers findet sich erstmals 1933 bei Richard Wolfram aber auch im Buch „Tänze aus Oberösterreich“ von Hermann Derschmidt, Seite 227 (ISBN 3-85393-032-8) und im Beiheft zu der CD „Tänze aus Wien“, die sich auf Karl Horak stützt. Zwischen diesen Veröffentlichungen gibt es geringfügige Unterschiede in der Tanzausführung. Die nachfolgende Beschreibung orientiert sich an der hiesigen Tanzpraxis, die der Beschreibung von Karl Horak in „Deutsche Volkstänze aus dem Karpatenraum“, Bärenreiterverlag, Kassel 1961, folgt.

Weitere Informationen, Musikhinweise, Noten und Videos findet ihr hier:

Dancilla / Wiki

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