Zigeunerpolka
Nord-Mähren
Ausgangsaufstellung:
Beliebig viele Paare hintereinander auf der Kreisbahn. Geschlossene Rundtanzfassung. Keine Tanzbewegung während des Vorspiels.
Nach Möglichkeit sollten sich alle Tanzwilligen in einem Kreis befinden. Wenn es dabei aber zu drangvoller Enge kommt, können notfalls auch zwei (konzentrische) Kreise gebildet werden.
Takt | Schritte und Bewegungen |
1. Figur: Polkarundtanz. | |
1-16 | Alle tanzen 2 x 8 Takte Polkarundtanz auf der Kreisbahn. |
2. Figur: Begrüßungen: Eigenes, linkes, rechtes und wieder eigenes Dirndl. | |
1,2 | Alle bleiben stehen, die Fassungen werden gelöst, Bursch und Dirndl nehmen Gegenüberstellung ein, er mit dem Rücken zur Kreismitte, sie mit dem Rücken nach kreisaußen (Stirndoppelkreis). Keine Handfassung. In Takt 2 begrüßt der Bursch sein eigenes Dirndl: Er macht eine Verbeugung, sie einen Knicks. |
3,4 | Alle drehen sich etwas gegen den Uhrzeigersinn ↶ und schauen das Dirndl bzw. den Burschen links vom eigenen Partner an. Beide begrüßen sich mit Verbeugung und Knicks. |
5,6 | Alle machen eine viertel Drehung im Uhrzeigersinn ↷ und schauen das Dirndl bzw. den Burschen rechts vom eigenen Partner an. Beide begrüßen sich. |
7,8 | Alle wenden sich wieder dem eigenen Partner zu und begrüßen ihn noch einmal. |
3. Figur: Die Burschen und Dirndl bewegen sich auf Kreisen in entgegengesetzte Richtungen und paschen fortlaufend eigen, fremd, eigen, fremd, usw. | |
1-16 | Die Burschen wenden sich ein wenig in Tanzrichtung und beginnen im inneren Kreis in Tanzrichtung zu gehen, die Dirndl drehen sich etwas gegen Tanzrichtung und starten im äußeren Kreis gegen Tanzrichtung. Alle machen pro Takt zwei Schritte. Beim ersten Schritt, also im ersten Viertel eines jeden Taktes, klatschen alle in die eigenen Hände. Beim zweiten Schritt, also im zweiten Viertel eines jeden Taktes, klatschen alle in die Hände des Partners, der gerade gegenüber steht, und zwar mit der rechten Hand in die linke und mit der linken in die rechte. Da das Gehen im Kreis nicht plötzlich startet, die ersten Schritte also fast auf der Stelle getreten werden, wird das erste Paschen mit dem Gegenüber, also im zweiten Viertel des ersten Taktes, mit dem eigenen Dirndl ausgeführt. Danach wird in jedem zweiten Viertel der folgenden Takte in die Hände des nächsten Gegenübers geklatscht bis die 16 Takte vorbei sind. Die Hände bleiben beim Klatschen mit dem 16. Gegenüber, das eigene Dirndl mitgezählt, beieinander. Mit diesem wird Polka getanzt. Sollte jemand wegen ungleicher Abstände der Tanzenden kein Gegenüber gefunden haben, so tut man sich am leichtesten, wenn man zur Mitte der Tanzfläche geht und dort nach einem Tanzpartner sucht. Danach ordnet man sich wieder in den Kreis ein. |
Damit ist ein Durchgang beendet. Der Tanz setzt sich fort mit Wiederholung der Figuren 1 bis 3. Die Zigeunerpolka endet stets mit Figur 3.
© Walter Bucksch, Volkstanzkreis Freising, April 2007
Walter Bucksch bemerkt dazu:
Die Zigeunerpolka kommt aus dem Kuhländchen, einer Landschaft in Nord-Mähren, Tschechische Republik, an der oberen Oder mit Fulnek und Neutitschein als Hauptorten. Diese Gegend liegt etwa 100 km nordöstlich von Brünn und war von 11. Jahrhundert bis 1945 deutsches Sprachgebiet. Im Heft „Sudetendeutsche Volkstänze“, Folge 1, vom Verlagshaus Sudetenland, München, 1987, Seite 65 wird beschrieben, dass die Zigeunerpolka von Fritz Kubiena als Paartanz aufgezeichnet wurde, und dass sie sich nach dem ersten Weltkrieg durch die Volkstanzbewegung in den heute bei uns bekannten Wechseltanz umformte. (Gerhard Rittner „Tänze unserer Heimat“, Heinrich Hohler Verlag Landsberg/Lech.) Dieser Wechseltanz ist in der Münchner Gegend und nördlich davon sehr beliebt und wird häufig auf Volkstanzfesten gespielt.
Unter dem Namen „Zigeunerpolka“ versteht man allerdings im Chiemgau eine Version der „Krebspolka“ (siehe Georg Kaufmann, Sammlung „Chiemgauer Tänze“, Verlag Musikhaus Fackler, Traunstein, 1966); diese ist hier nicht gemeint.
Weitere Informationen, Musikhinweise, Noten und Videos findet ihr hier: